Gerne zeige ich die Mondfinsternis auch beim Sonntagsglück.
Zum Glück war das alles nicht nötig, denn das Wetter in der Region um Zürich war prächtig, klar und warm, wie mit wenigen Ausnahmen schon seit Wochen.
Sobald wir Abends nach Hause kamen, gingen wir auf die Suche nach dem perfekten Platz, um später den verdunkelten Mond zu beobachten und zu fotografieren.
Ein leicht erhöhtes, schon abgeerntetes Getreidefeld in der Nähe schien perfekt - hier wollten wir uns nachher auf den Stroh-Stopeln mit Decken und etwas zu knabbern gemütlich einrichten.
Gut vorbereitet war ich nicht, denn wie so oft gab es so viel Anderes zu erledigen und vor allem die Arbeit verbrauchte diese Woche viel Zeit und Energie. So ging es noch kurz in den Keller, das Stativ suchen, welches doch da irgendwo sein musste... und bei einem kurzen, gemütlichen Znacht im Garten probierte ich noch schnell die verschiedenen Einstellungen der Kamera (ja ja, ich weiss, die Technik sollte ich schon lange im Griff haben...) und machte ein paar Probefotos.
Es würden meine ersten Nachtaufnahmen dieser Art werden. Indem ich bei den Mond-Fotos die wichtigsten technischen / EXIF Daten dazuschreibe, lasse ich euch gerne an meinen Experimenten etwas teilhaben. Fotografiert habe ich mit der geliebten Panasonic Lumix DMC-FZ1000 - Eine Kamera mit lichtstarkem und Zoom-freudigem Wechselobjektiv wäre natürlich besser gewesen...
Sobald wir aus der Richtung "unseres" Beobachtungsplatzes jede Menge Stimmen und Kindergeschrei hörten, wurde uns bewusst, dass wir wohl nicht alleine sein würden... und als ich den Mond noch hinter dem Horizont vermutete, hörte ich schon erste "schau der Mond!" - Rufe. Höchste Zeit, loszugehen!
Bereits auf einem kleinen Feldweg probierte ich einige Einstellungen mit verschiedenen Fokuspunkten. Die Dämmerung war noch recht hell, und der schon rötlich gefärbte Mond erst schwach zu sehen. Auf den Mond zu fokusieren erwies sich als recht schwierig und ich musste auf manuellen Fokus umstellen.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 8 Sec. / Zeit: 21.51 und 21.52 |
Alleine waren wir dann an unserem Beobachtungs-Ort wirklich nicht, aber es gab genügend Platz für alle und wir richteten uns mit den Decken gemütlich im Stoppelfeld ein... immer wieder musste ich ans Lied "Ein Bett im Kornfeld" denken :-)
Einige Beobachter gaben auch prima "Bildgestaltungs - Elemente" ab (der Mann ist wirklich still gestanden, man bedenke, ich habe 8 Sekunden lang belichtet!) und auch der Flieger, welcher durchs Bild flog, war mir recht. Seht ihr den Mond schon?
ISO 400 / Blende 3.5 / Belichtungszeit 8 Sec. / Zeit: 22.05 |
In der dunkelblauen Dämmerung hob sich der rötliche, nun im Vollschatten der Erde stehende Mond schön ab. Sogar einige Sterne hatte ich mit auf dem Foto. Der gestern ebenfalls auffällige Mars ist jedoch hier noch nicht auf dem Bild.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 2.5 Sec / Zeit: 22.11 |
Mit der fortschreitenden Zeit schien die Nacht mittlerweile schwarz - und der Mond noch immer im Kernschatten orangefarben bis lachsrot... Die Maaximale Verfinsterung war für 22.21 Uhr angekündigt, als zwischen dem oberen und dem unteren Foto.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 3.2 Sec / Zeit: 22.37 |
Nun kam (für unsere Position) auch der hell leuchtende Mars hinter dem Busch hervor, er folgte dem Mond leicht versetzt auf seiner Laufbahn.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 2.0 Sec / Zeit: 22.42 |
Um 23.13 sollte die totale Mondfinsternis (Kernschatten) enden. Jetzt schon schien der Mond eher grau als rot und ich habe das Gefühl, links schon einen hellen Schimmer zu sehen...
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 1.3 Sec / Zeit: 23.12 |
Nun ging es schnell! Zwischen dem oberen und dem unteren Foto liegen nur fünf Minuten, aber links kehrt deutlich das Licht zurück, welches den Mond normalerweise strahlend hell-weiss erscheinen lässt. Die Farbverläufe mit dem blauen Band fand ich ebenfalls sehr spannend. Unterdessen waren wir übrigens längst die einzigen auf dem Feld und es war da draussen auch schon deutlich kühler geworden.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 0.4 Sec / Zeit: 23.17 |
Interessant finde ich auch, wie verhältnismässig stark innerhalb der letzten vier Bilder die Belichtungszeit abgenommen hat. Kein Wunder, auch die Licht-Ecke wächst schnell... als würde man dem Mond innerhalb von einer Stunde bei der Entwicklung vom Leermond zum Vollmond zuschauen.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 0.5 Sec / Zeit: 23.24 |
Eine sehr kürzere Belichtungszeit lässt die rechte, verdunkelte Seite des Mondes fast ganz verschwinden, während dafür die Strukturen der linken Ecke wieder sichtbar werden...
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 1/100 Sec / Zeit: 23.27 |
In der Zwischenzeit ist es recht kühl geworden... Zum Glück sind wir nicht weit von zu Hause entefernt! Ich laufe schnell heim, um wärmere Kleider und mehr Decken zu holen. Bevor ich losgehe, starte ich aber noch eine Langzeitaufnahme der Landschaft:
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 40.0 Sec / Zeit: 23.30 |
Und nach der Rückkehr etwa eine halbe Stunde später, als der Mond schon wieder wesentlich mehr Leuchtkraft hat, entstehen einige zusätzliche Landschaftsaufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten (alle kürzer, als beim vorherigen Bild, und dennoch scheinen die Fotos heller):
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 10.0, 20.0, 40.0 Sec / Zeit: 00.01, 00.02, 00.03 |
Das Spiel mit den unterschiedlichen Belichtungszeiten fasziniert mich zunehmend... ich bin beeindruckt vom hellen Licht des Mondes und von der starken Abdunkelung durch den Erdschatten in der noch vorhandenen Mondfinsternis-Ecke!
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 1/2000 und 1 Sec / Zeit: 00.10 |
Nun fehlt dem Mond noch eine kleine Ecke...
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 1/3200 Sec / Zeit: 00.22 |
... bevor er wieder voll scheint.
ISO 400 / Blende 4.0 / Belichtungszeit 172000 Sec / Zeit: 00.43 |
Auch wenn die Fotos nicht perfekt wurden (das muss ich momentan den professionell ausgestatteten und ausgebildeten Fotografen überlassen), hatte ich sehr viel Spass, freue mich über die entstandenen Bilder und bin mutiger geworden, was die Nacht- und Astro-Fotografie angeht.
Bestimmt werde ich also wieder einmal nachts mit Fotoapparat und Stativ losziehen, mir spannende Motive suchen und mit den Belichtungszeiten experimentieren.
Liebe Grüsse, Miuh
P.S. Gerne zeige ich meine Mond-Fotos auch beim Projekt "Blick zum Himmel"
Hallo Miuh,
AntwortenLöschenwas für ein toller Beitrag und unglaublich faszinierende Fotos!
Ich habe nur eine kleine Kompaktkamera und meine Fotos können mit deinen leider nicht mithalten.
auch wir waren zur Mondfinsternis unterwegs und ziemlich überrascht, wie viel "Verkehr" am ausgewählten und für einsam gehaltenen Ort herrschte...
Einen schönen Sommtag dir.
Herzlicher
Claudiagruß
Wirklich wunderbar tolle Fotos!! Ja, das war wirklich ein tolles Erlebnis. Wir waren da kameratechnisch nicht so versiert wie Du, aber es hat unheimlich Spaß gemacht, ein paar Fotos zu ergattern und sich ansonsten dem Schauen hinzugeben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
AntwortenLöschenDanke für den schönen Kommentar mit Liedtext bei mir! Habe gleich weiter nach der Gruppe gesucht...
Und nun finde ich hier noch deinen tollen Bericht inklusive technischer Details zur Nacht der Mondfinsternis! Ich bin begeistert, was du da fotografiert hast ( ich selbst fotografiere mit ner Lumix DMC- G81 Systemkamera mit Wechselobjektiven ). Wir haben von uns aus den Mond erst ab Bild 11 beobachten können ( in der Innenstadt ) und da hatte ich schon keine Lust mehr, weil es immer noch so heiß war.
Dein Post ist aber sehr anregend.
Einen schönen Sonntag!
Astrid
Weiter nördlich, im Stuttgarter Raum war der Himmel leider nicht so wolkenlos. So habe ich dieses Mal weniger fotografiert und mehr geschaut - für den internen Speicher ;-). Schöne Fotos und danke für die Tipps. Ich habe übrigens mit einer Spiegelreflexkamera und einem 300mm-Objektiv fotografiert.
AntwortenLöschenViele Grüße,
Karin
Tolle Bilder! Danke für's Zeigen!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse, ReNAHTe