Montag, 20. Januar 2014

Saatgut

Letzte Woche kamen die ersten Saatgut-Prospekte hier an und bestärkten mich darin, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte: im Januar zu planen, auslesen und bestellen, was ich dieses Jahr säen, aufziehen und auspflanzen möchte. :-)

Die bunten Bilder der von Früchten und Blüten überquellenden Pflanzen sind wie immer sehr verlockend, aber: dieses Jahr möchte ich nicht neue Trends, F1 Hybriden mit "mehr Ertrag" oder "Harmonische Blütenmischungen" ansäen, sondern alte Sorten (z.B. von Pro Specie Rara) oder lokal angepasste und vermehrte Sämereien von einheimischen Produzenten.

Als ich im letzten Jahr von der neuen Saatgut-Gesetzgebung der EU las, war ich schlicht entsetzt: Gemäss der ersten Version befürchtete man sogar, es würde verboten werden, die Samen von eigenen Pflanzen abzulesen, wieder anzusäen oder zu tauschen. Organisationen, die alte Sorten erhalten und pflegen hätten nicht mehr weiterarbeiten dürfen und den kleinen (oft biologisch geführten) Betrieben wäre jegliche Existenzgrundlage entzogen worden. Nach Protesten wurden einige kleinen Ausnahmeregelungen in das Gesetz eingebaut, aber auch so werden in Zukunft einige wenige Grosskonzerne praktisch das Monopol auf fast alles Saatgut der Welt innehaben. Eine erschreckende Vorstellung für mich! Unterdessen ist die neue Saatgutverordnung auch politisch nicht mehr unumstritten, aber das Thema bleibt aktuell: Hier ein Artikel der EVB "Erklärung von Bern" über die aktuelle Verteilung des Saatgut-Marktes, der mich sehr beeindruckt -  vor allem die Tatsache, dass einige der grössten Saatgutanbieter gleichzeitig auch führend in der Pestizidentwicklung sind. Leider wird auch hier bei den Samenbriefchen vieler Anbieter nicht deklariert, woher das Saatgut kommt - oft eben von den grossen Saatgutkonzernen und alles andere als regional produziert. (Hier noch ein Artikel dazu)


Nun habe ich einige Anbieter von Saatgut zusammengesucht, welche selbst lokal angepasste Pflanzen züchten und Saatgut gewinnen:

In der Schweiz:
- www.sativa-rheinau.ch - Biologisches Saatgut, auch viele alte Sorten in Zusammenarbeit mit ProSpecieRara
- www.zollinger-samen.ch - Biologische Samengärtnerei, eigenständige Zucht für alle Sorten im hiesigen Klima
- www.prospecierara.ch - möchte die Vielfalt der (alten) Kulturpflanzen und Nutztiere retten, behüten und verbreiten
- www.tomandi.ch -  90% der Tomaten mit einer Z-Artikelnummer (Samen-Briefchen für 3.-) sind selbst vermehrt. Bei den anderen Sorten sind ca 1/2 selbst vermehrt, 1/4 von Biaugerme aus Frankreich, der Rest ist konventionell angebaut. (Nachfragen ist möglich, sehr freundlicher Kontakt!) 

In Deutschland:
- Eine Liste von vorwiegend Bio-Saatgutanbietern findet man bei: www.bund-naturschutz.de

In Österreich:
- www.reinsaat.at - Vertreibt Saatgut aus über 30 Bio-Saatgut-Produzenten aus Österreich und den Nachbarländern
- www.ochsenherz.at - Der Ochsenherz Gärtnerhof produziert Gemüse für einen Kreis von ca 200 Personen sowie (nicht gewinnorientiert) sortenfestes Saatgut

Falls Ihr noch Tipps und Links habt, wo man gutes, möglichst lokal gezogenes Saatgut beziehen kann, könnt Ihr einen Kommentar schreiben, ich werde die Liste gerne ergänzen!

Puh, das ist ja heute ein ungewöhnlich textlastiger und etwas politischer Beitrag... aber glaubt mir, ich freue mich unglaublich auf meine Saatgut-Bestellungen und danach natürlich auch darauf, dass die Pflänzchen hoffentlich gedeihen! Ich werde Euch auf dem Laufenden halten... Liebe Grüsse, Miuh


2 Kommentare:

  1. Danke Miuh, diesen Post finde ich sehr interessant. Ich bin auch für die Vielfalt in unseren Gärten und auf unseren Tischen. Im Internet sind auch immer wieder kleine Anbieter von Samen zu finden die alte Sorten erhalten.
    Liebe Grüße von Marie

    AntwortenLöschen
  2. Schön, dass Du zum erhalt alter Sorten beitragen willst. Bei uns klappt das ja leider wegen der Schnecken überhaupt nicht und ich musste schon bald lernen, dass in unserem Garten der Aufwand nicht gerechtfertigt wäre die damals bei Manufactum bestellten 'Vergessenen Gemüse' bei uns zu kultivieren. Und dafür den gerade angelegten Wohngarten wieder in einen Nutzgarten zurückverwandeln? Ich glaube, dass ich kein Händchen dafür gehabt hätte und mein Herz dann doch eher für Wildblumen etc. schlägt. Aber Dir wünsche ich viel Erfolg bei Deinen Experimenten und bin gespannt auf Deine Erfahrungen!
    LG Silke

    AntwortenLöschen